Hallo an Alle,
nach dem ich nun meine 2 1/2 Wochen dauernde Wehrübung im Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten hinter mich gebracht habe, möchte ich hier meine Erfahrungen zum Besten geben.
Teil I
Wie kam es überhaupt dazu...
Ich als ehemaliger Stabsunteroffizier und SaZ 4 der den größten Teil seiner Dienstzeit als PzUffz Leop 2 gedient hatte, und im Rahmen der Umstrukturierung der BW und den damit einhergehenden Auflösungsorgien, noch kurz vor seinem Ausscheiden zum Mun-/BStf Uffz ausgebildet wurde bekam nachdem ich gar nicht mehr damit gerechnet hatte Post vom KWEA, dass ich als BStf-Uffz bei den Heeresfliegern Mob-beordert bin. Nach zahlreichen Telefonaten mit dem KWEA und dem Versuch auf einem Dienstposten eingeplant zu werden in dem ich auch mal praktisch gearbeitet hatte, welche allesamt fehl schlugen, fand ich mich damit ab. (Begründung der Sachbearbeiter. es kommt eh kein Krieg, da isses doch wurscht wo die Reservisten geplant sind. Hauptsache die verfügbaren Stellen sind besetzt. Tolle Arbeitseinstellung) Wie dem auch sei. Ich setzte mich mit dem StffFw meiner "neuen" Einheit in Verbindung und fragte nach der Möglichkeit einer WÜ. Prompt teilte mir dieser mit, dass im Februar 09 eine ATN-Ausbildung zum BStf-Wart Heeresflieger stattfinden sollte, und ich gern an dieser teilnehmen könnte. Gesagt, getan. Kurzer Briefwechsel und Arbeitgeberinfo und die Sache kam ins Rollen. Großes Lob an die Orga der Einheit. Hätt ich mir nie so einfach und unbürokratisch vorgestellt. Einberufungsbescheid flatterte rechtzeitig ins Haus...
Der Ablauf...
Anreisetag:
am 29. 02. sollte ich mich bis 1400 in der Einheit melden. Ich war 1330 an der Wache und wurde vom dortigen Wachhabenden (ein Feldwebel, auch neu für mich) erstmal angemault, weil dieser glaubte ich sei ein Rekrut der drei Wochen zu spät zur Grundausbildung erscheint. Als ich diesen von der Richtigkeit meiner Ankunft überzeugen konnte, wurde ich nach 15 Minütigem Warten in der Kälte von zwei Soldaten in einem Vito abgeholt und auf den Flugbetriebsbereich gekarrt.
Dort angekommen wusste keiner was mit mir geschehen sollte. Also fuhr man mich zurück in den Kasernenbereich zum StffFw, welcher leider gerade nicht anwesend war. Auch die Gezi-Soldaten waren hoffnungslos überfordert.
Glücklicherweise tauchte dann der NschDstFw der Staffel auf, ein kürzlich zuversetzter Kammerad der Fallschirmjägertruppe. Dieser strahlte wesentlich mehr Kompetenz aus und nahm sich meiner an. Ich erhielt Stubenschlüssel, Bettzeug und den Abmarschtermin zur Einkleidung.
Nach dem Beziehen der Stube, ein weiterer Reservist lag schon dort, wartetten wir noch ca. 1/12 Stunden auf den Spieß. Dieser teilte uns dann weitere Termine für Arztbesuche und Refü mit. Und referierte ca 30 Minuten über die nichtvorhandenen Freizeitmöglichkeiten am Standort.
Tag 1:
1 /12 Stunden warten im San-Bereich nur damit mir der Arzt die Frage, ob ich mich wehrtauglich fühlte, stellen konnte.
2 Stunden Formalitäten erledigen.
2 Stunden Einkleidung.
Dienstschluss
Lesen Sie im Teil II & III wie ich mit großem Erstaunen die Auswirkungen der neuen Laufbahnverordnung kennenlernte, Zeuge unverhältnismäßiger Verschwendung von Steuergeldern wurde und doch alte und vertraute Eigenheiten unserer Armee wiedererkannte und schließlich mit 40 Grad Fieber nach Hause fuhr...
Teil II
ATN Ausbildung BStfWart Heeresflieger...
Am Montag der folgenden Woche ging es dann los. Ohne Antreten fanden sich die Teilnehmer im U-Raum ein. In einem ganztägigen Unterrichtsblock wurden wir zu gedröhnt mit techn. Daten und Fakten von verschiedenen Tankfahrzeugen, Pumpanlagen und Filtergerätschaften. Keiner der anwesenden Lehrgangsteilnehmer fühlte sich in der Lage dieser Flut an Informationen zu folgen. Glücklicherweise gab es zu einem späteren Zeitpunkt ein Handout mit den wesentlichen Fakten welche auch für die Prüfung von Bedeutung waren. Besonders interessant war das Schauspiel welches der Ausbilder, ein Oberfeldwebel, vorführte, als er versuchte mit moderner Präsentationstechnik (Laptop mit PowerPoint) seinen Unterricht zu halten. Schuster bleib bei Deinen Leisten, dachte ich mir.
Nachdem diese Unterrichteinheit beendet war, auf dem Dienstplan stand AMILA, war aus unerfindlichen Gründen Dienstschluss. Was mich nicht unbedingt gestört hatte.
Am nächsten Tag fanden wir uns im Technischen Bereich ein, zur Praktischen Ausbildung. In dieser Ausbildung wurde uns deutlich welche qualitativen Unterschiede es bei den Unteroffizieren welche die Ausbildung hielten gab. Manche waren fit auf Ihrem Gebiet und konnten den Stoff gut vermitteln. Andere dagegen stand die Unlust deutlich ins Gesicht geschrieben. Besonders zwei solche Pappkameraden glänzten mit überdurchschnittlicher Unwissenheit und didaktischer Inkompetenz. So etwas schlechtes habe ich noch nie in meinem Leben erlebt.
Ein weiteres Highlight war die Ausbildung am sogenannten Dispenser. Ein Anhänger für den neusten Tankwagen der Bundeswehr. Dieser Tankwagen, ein MAN 4-Achser, welcher optisch eine gute Figur machte und die meist schon 25 -30 Jahre alten Geräte ablösen sollte, stellte sich leider als völlige Fehlkonstruktion heraus. Während dieser Tankwagen Rad- und Kettenfahrzeuge problemlos betanken konnte ergab sich für alle Luftfahrzeuge ein kleines aber bedeutsames Problem. Man hatte nämlich die aufwendige Filter- und Wasserabscheiderkonstruktion in diesem Wagen vergessen. Bleibt ein Panzer im Felde wegen zu hohem Wasseranteil im Kraftstoff stehen, sieht es da bei einen Hubschrauber ungleich dramatischer aus, wenn diesem wegen schlechter Spritqualität die Turbine absäuft. Dann fällt der nämlich vom Himmel. Also wurde schnell ein Zusatzgerät in Auftrag gegeben. Und das war dieser Anhänger, genannt Dispenser. Dieser hinten am Tankwagen angehängt machte die schöne Geländetauglichkeit zunichte und schränkte die Bewegungsfreiheit des Fahrzeuges erheblich ein. Respekt an die „Gruppe Weiterentwicklung“ der Bundeswehr an dieser Stelle.
Die Praktische Ausbildung zog sich durch die gesamte Woche und wurde einfach nicht besser. Die Unteroffiziere streiteten sich vor der versammelten Mannschaft weil es jeder besser wusste als der andere und die Materialen mit denen gearbeitet wurde waren schlecht oder gingen während der Ausbildung kaputt.
An einem Abend im Uffz-Heim beim Bierchen, mit dem im ersten Teil vorgestellten ehem. Fallschirmjäger, erzählte mir dieser von der neuen Laufbahnverordnung für Unteroffiziere. Das passte auch zu den gezeigten Leistungen der Unteroffiziere in der Ausbildung. Während früher die Soldaten welche Uffz werden wollten einen Antrag bei Ihrer Dienststelle stellten, die Vorgesetzten den Interessenten eine Weile beobachteten und dann entschieden ob sie diesen haben wollten, läuft nun alles über das Zentrum für Nachwuchsgewinnung. Dort wird entschieden wer Uffz wird und wer nicht. Diese werden dann den Einheiten zugeschoben, bekommen zumeinst noch eine 2 ½ jährige Zivile Aus- und Weiterbildung und sind i. d. R. SaZ 8. Diese Uffze wissen dann eigentlich auch nicht was auf diese zukommt, denn sie sind ja schon vor Dienstantritt auf 8 Jahre verpflichtet. Dementsprechend hoch ist die Motivation.
Eine Dienstgradinflation sondersgleichen ist die Konsequenz aus dieser Laufbahnverordnung. Unteroffiziere sind heutzutage nur noch Hilfsausbilder und stelv. Gruppenführer. Und die schlechte Motivation, und das mangelnde Fachwissen sorgen für wenig Respekt aus den Reihen der Mannschaften. Daher wurde mir dann schnell klar, warum mich keiner der umherlaufenden Mannschaftsdienstgrade vorschriftsmäßig grüßte. Als ich, nachdem ich einen Oberst und einen Hauptfeldwebel gerüßt hatte, im vorbeigehen die Worte vernahm "hat der Soldat gerade die Hand zum Gruß gehoben?" gewöhnte ich mir das dämliche Grüßen dann auch ab...
Fortsetzung folgt...