Servus Reservist,
da Eisen und Ronin zur großen Erklärung ausholen, hier der Versuch einer schnellen Antwort.
Wie so eine Verzögerung im Detail ablaufen sollte, hängt ein wenig von der Vorbereitungszeit ab.
Im besten Falle hat der Kdr des Verzögerungsverbandes die Zeit die Stellungen bzw das Gelände vorher zu erkunden.
Zitat aus der HDV fürs PzBtl und PzGrenBtl:
"Das Bataillon führt die Verzögerung im Rahmen einer Brigade oder als Verzögerungsverband."
Dem Verzögerungsverband werden in der Regel immer Teile anderer Waffengattungen angehören (Panzer, SPz, Pioniere, Fla, VB Artillerie), um hier das Gefecht der verbundenen Waffen zu führen.
Würdest du Kampfpanzer ins offene Gelände stellen (auch wenns eine teilgedeckte Stellung wäre)?
Der Einsatz der Grenadiere erfolgt in der Regel aufgesessen, damit einfach schneller und beweglicher agiert werden kann.
Die Aufklärer (z.B. die Panzeraufklärungskompanie der Brigade) werden in der Regel vor dem Verzögerungsverband eingesetzt, nicht um zu kämpfen, sondern um zu petzen.
Desweiteren bieten sich die Aufklärungskräfte an, Lücken oder offenen Flanken zu überwachen.
Gefechtsaufklärung durch Kampf hat mit dem Verzögerungsgefecht nichts zu tun.
Die Panzergrenadiere werden mit Sicherheit nicht die Kampfpanzer vor infanteristischer PzAbwehr schützen. Wenn die Infanterie in Schussweite kommt, ist irgend etwas falsch gelaufen.
Sperren der Pioniere werden grundsätzlich durch eigene Kräfte überwacht.
Wir gehen mal von der optimalen Lösung aus, und alle Stellungen sind erkundet, bezogen. Sperren sind angelegt und durch die Kampftruppe übernommen. Der Feuerplan der Artillerie steht und die VBs sind ebenfalls in Stellung.
Die Pioniere weichen in die Tiefe des Raumes aus und errichten weitere Sperren.
Da der Verzögerungsverband einen breiteren Stellungsraum als in der Verteidigung hat, wird er also komplett in der Breite aufgestellt sein (natürlich werden auch hier Reserven geschaffen).
Ziel ist es jetzt den feindlichen Aufklärungsschirm aus dem Gefecht zu nehmen.
Natürlich wirst du nach einem geführten Feuerkampf eine Wechselstellung beziehen, ob du dabei unbedingt genebelt werden muss? Stell dir einfach mal den armen Iwan vor wie er entlang der B71 mit seinem BRDM-2 Aufklärung betreibt und plötzlich die Hälfte seines Zuges brennt und du nebelst.
Kraftraubend ist das ganze natürlich, aber auch für den Feind.
Wieviel vom Verzögerunsverband übrig bleibt, tja hoffentlich alles. Es ist ja nicht so das der eingesetzte Verzögerungsverband nach Aufnahme durch die Stellungstruppe in den Urlaub geschickt wird. In der Regel heißt es auftanken, aufmunitionieren und weiter gehts (meist als Brigade oder Divisionsreserve).
Klar willst du für die Stellungstruppe Zeit gewinnen, aber das ist nur ein Auftrag.
Der Verteidigungsraum von einer deutschen Brigade hatte in der Regel eine Breite von 18km (3 Btl nebeneinander, 1 Btl in Reserve).
Wir gehen mal von der klassischen Ansicht aus, Rot muss mit 3:1 angreifen. Das heißt in unserem Fall, Rot muss mit einer MotSchtzDiv angreifen.
Angriffsziel der Division ist der Elbe Seitenkanal bei Uelzen. Jetzt leg mal die 18km Breite als Gefechtstreifen für die Rote Division an und markiere in dieser Karte alle Straßen von Salzwedel Richtung Westen,
und markiere alle natürlichen Hindernisse.
Jetzt stell dir mal die Gliederung einer sowjetischen MotSchützendivision vor. Wir gehen mal von den üblichen 2 MotSchtzRgimenter in erster Staffel aus.
Jedes Regiment stellt in erster Staffel 2 Bataillone, das heisst, du hast 4 Bataillone nebeneinander die versuchen in Richtung Westen vorzustoßen incl. der Aufklärer der Regimenter bzw. der Division.
Das ist eine verdammte Masse an Fahrzeugen die da auf uns zu rollt und die einen Plan haben. Die versuchen natürlich auch hinter ihren Aufklärern so zu marschieren, damit sie schnellst möglich voran kommen.
Und schnellst möglich ist im Normalfall Marsch auf Straße.
Und jetzt stehst du mit deinem Btl als Verzögerungsverband da (Breite Gefechtsstreifen als Anhalt 10000m) und pulverisierst (hoffentlich) die Roten Aufklärungskräfte, schießt ständig die Feindspitzen an, kämpfst mit Sperren.
Wenn das Gefecht so läuft wie wir das wollen, muss der feindliche Kommandeur irgendwann von seiner Marschformation in eine Gefechtsformation umgliedern. Wenn er das macht, hast du wieder einen Auftrag erfüllt.
Erstens kostet die Umgliederung Zeit, die Vormarschgeschwindigkeit wird langsamer (wieder Zeit), und wir haben die Chance den Schwerpunkt des Feindes zu lokalisieren (Wo ist das Panzerregiment, wo das selbständige Panzerbataillon der Division, Wo setzt der Div.Kdr schwerpunktmäßig seine Aufklärung ein etc.). Sobald der Feind in Gefechtsformation ist, wird die Sache auch für Dich schwieriger, da du eine Verzahnung unbedingt vermeiden musst und die rote Ari vermutlich sehr unangenehm wird.
Ab der Phase werden die Panzergrenadiere vermutlich auch nur noch aufgesessen kämpfen.
Das Verzögerungsgefecht verlangt von allen ein hohes Mass an Disziplin. In Steelbeasts muss man seinen Jagdtrieb unterdrücken. Heißt wenn der Befehl zum Ausweichen kommt, ist ausweichen angesagt und kein Feuerkampf.
Man selber sagt sich immer, komm einer geht noch und manchmal ist es dann zu spät. Man muss ja nicht immer gleich abgeschossen werden, ein Kettentreffer langt und du stehst da.
Unser australischer LTC hat hier mal einen sehr treffenden Satz gesagt: "Well that's the tipping point of a delay.
Leave too early and you don't do the job.
Stay too long and you attrit the enemy but risk being decisively engaged..
Das Verzögerungsgefecht ist also sehr komplex, aber ich denke Eisen und Ronin werden noch genauer darauf eingehen.
MkG
Duke