Was der Herr Müller da von sich gibt im zweiten Beitrag - ist ja gut und schön: Die drei Herren Rürup, Raffelhüschen und Börsch-Supan vertreten also möglicherweise auch fremde Interessen. So wie alle anderen Mitglieder der Rürup-Kommission. Und ihr nachweisliches Hauptvergehen ist also nach Herrn Müller (05:15), daß sie nicht nach Kräften das Vertrauen in die gesetzliche Rente stärken. Ich lach' mich tot!
Video #3 beschreibt doch überdeutlich, daß durch den demographischen Wechsel das bisherige System schlichtweg nicht länger tragfähig ist. Die Bevölkerung wächst nicht mehr wie zu Zeiten, da das Umlageverfahren eingeführt wurde, sondern schrumpft und altert. Damit muß das Pyramidenspiel "Umlageverfahren" zwangsläufig kollabieren, und je länger man es schönredet, desto härter wird der Aufprall in der Realität. Daß die Rente nicht mehr sicher ist, konnte jeder seit spätestens Mitte der 1980er Jahre wissen. Da hat das Herr Biedenkopf von der CDU deutlich und öffentlich dargelegt, stand in allen Zeitungen, wir haben's in der Schule diskutiert, dann kamen die Schönredner wie Blüm und dieser Herr Müller und haben das Volk nach Kräften wieder in den Schlummer gewiegt.
Lebenserwartung: Steigt
Bevölkerung: Schrumpft
Diese beiden Parameter entziehen sich weitgehend der politischen Kontrolle, und das ist vermutlich auch ganz gut so. Die medizinische Versorgung ist im Weltmaßstab spitze, ebenso die Ernährungslage, und ob die Leute Kinder kriegen oder nicht, ist nun mal eine private Entscheidung die nur in begrenztem Maß von der Gesellschaft beeinflußt werden kann. Es bleiben folglich die Stellschrauben
Rentenbeiträge
Lebensarbeitszeit
Rentenfinanzierung
Wenn man die Rentenbeiträge nicht beliebig steigen lassen will, weil sie effektiv wie eine Steuer auf menschliche Arbeit wirken und daher zum Gesellschaftsproblem Massen-/Langzeitarbeitslosigkeit beitragen, dann kann man nur noch versuchen, die Lebensarbeitszeit zu verlängern (einerseits durch den Abbau der Arbeitslosigkeit (jedes Jahr ohne Arbeit ist auch ein verlorenes Jahr für die Rentenkasse), und die Rendite der Rentenfinanzierung zu steigern.
Herr Müller soll mal erklären, was seine Lösung des Problems ist, wenn er gegen kapitalgedeckte Vorsorge ist. Rente mit 72? Rentenbeitragssatz 30%? Massive Zuwanderung (ca. 2 Millionen jährlich - schließlich erwerben auch die Zuwanderer hier Rentenansprüche, die mit finanziert werden müssen)? Kinderzwang? Verkürzung der medizinischen und der Nahrungsmittelversorgung?
Mit "Lalalalala ich kann euch gar nicht hören, alles ist gut" kriegen wir das Problem jedenfalls nicht in den Griff. Man muß nicht alles glauben, was einem die Mitglieder der "Rürup-Kommission" erzählen, schon recht, aber selbst mit bescheidenen Mathekenntnissen sollte man doch intuitiv verstehen, daß Umlageverfahren und steigende Rentenbezugsdauer nicht gut für den Beitragssatz sind. Mich nervt an diesen Dauerverhinderern, daß sie einfach keine konstruktiven Beiträge zur Problemlösung liefern. Ist ja letztlich egal, um was es geht - Stuttgart 21, Atomstrom, Rente, Kündigungsschutz; die Liste ließe sich beliebig verlängern, aber die Grundmelodie ist immer dieselbe: Veränderung ja, aber nicht bei mir, nicht hier, jedenfalls nicht jetzt, und falls überhaupt, dann nicht so, sondern irgendwie anders. Auch die kleinste Mücke wird zum Elefanten gemacht, und im Zweifel ersetzt Emotion Legalität und Legitimität (von der Vernunft einmal ganz zu schweigen).
Heiliger Sankt Florian, verschon' mein Haus - zünd' andre an!