Nun, es ist offenkundig, daß die chinesische Führung mittlerweile glaubt, daß sie stark genug sind, um gute Beziehungen nicht länger nötig zu haben. Deswegen stabilisieren sie Nordkorea um nahezu jeden Preis, deswegen erheben sie Territorialansprüche gegen ihre Nachbarn und setzen nun wohl auch die Rohstoffversorgung als Druckmittel ein, hinzu kommt dann noch der Streit um die Wechselkursanpassung.
Dennoch: Ich denke, es wird sich erweisen, daß die chinesische Führung langfristig weniger mächtig ist, als sie momentan möglicherweise glaubt. Seltene Erden gibt es überall. Wenn sie sie künstlich verknappen oder für die eigene Industrie horten, werden die Preise steigen und damit einen Anreiz für alle anderen Minenbetreiber auf der Welt bieten, nebenher auch noch die anderen Mineralien abzubauen, die bislang mangels Rentabilität im Abraum landen. Die künstliche Verknappung schafft sich also quasi von selbst das Alternativangebot.
Beispiel Rußland und der Gasstreit mit der Ukraine: Das will niemand häufiger erleben, also wird möglicherweise jetzt die Nabucco-Pipeline gebaut, um das Gas aus Zentralasien und, eines ferneren Tages, da die Mullahs nicht mehr den Ton angeben, auch aus Iran nach Europa zu leiten.
Beispiel OPEC: Nachdem die Saudis 1973 und dann nochmal 1978 die Ölversorgung bedroht haben, wurden die Förderkapazitäten weltweit ausgebaut, um die Abhängigkeit zu verringern. Zudem wurde die Produktionsweise umgestellt. Mittlerweile braucht die deutsche Wirtschaft zur Erzeugung derselben Wirtschaftsleistung wie 1973 weniger als ein Fünftel der damals nötigen Erdölmenge.
Die Ausweichreaktion auf das chinesische Gebaren setzt ja bereits ein. Die Japaner wollten sich in den letzten 15 Jahren von der amerikanischen Sicherheitsgarantie ein wenig lösen. Seitdem Nordkorea Atombomben baut und Raketen über Japan hinwegschießt und dazu noch China die Rohstoffversorgung als Druckmittel einsetzt, weiß auch der dümmstmögliche japanische Außenpolitiker, daß die Bindung an die USA den Interessen des eigenen Landes allemal besser dient. Ebenso werden sich alle anderen Nachbarn Chinas überlegen, ob man die Beziehungen zu Indien und den USA nicht verbessern sollte. Wenn dann die USA ihre Währung inflationieren - und das werden sie - werden die Chinesen merken, daß auch ihre Devisenvorräte nicht so werthaltig sind, wie sie das vielleicht vor kurzem noch geglaubt haben. Am Ende wird dann auch die chinesische Führung einsehen, daß sie mit einer kooperativen Außen- und Wirtschaftspolitik langfristig besser fährt.