"Warum soll ich im Ausland kaufen, wenn ich zuhause KMW habe?" oder "Soll die größte Waffenschmiede des Landes rückläufige Zahlen haben?"
Es ist natürlich immer leicht und zudem kaum widerlegbar, dahinter primär Lobbyarbeit zugunsten KMWs zu vermuten (nebenbei: die größte deutsche Rüstungsschmiede ist EADS, gefolgt von Rheinmetall, dann kommt lange Zeit nichts, dann KMW, dann wieder eine Weile nichts, dann Diehl und Konsorten).
Jedoch gibt's den CV90 in Schweden schon seit 1993, wurde also schon in den 80ern konzipiert. Insofern darf man sich nicht wundern, daß Mitte der 1990er die Bundeswehr zu einer veränderten Einschätzung der Bedrohungslage verbunden mit neuen Anforderungen an das Schutzniveau gekommen ist.
Ein Nachfolger für den Marder wurde ja schon seit Ende der 1980er-Jahre gesucht, der "Marder 2" dann als zu teuer und zu groß verworfen (zudem kam dann die Wiedervereinigung mit gänzlich neuen fiskalischen Belastungen).
Mit den zunehmenden Auslandseinsätzen, speziell auf dem Balkan, rückte dann die Minenbedrohung stärker ins Zentrum der Analyse. Entscheidender Wendepunkt was das Schicksal des Leo 1, der in Bosnien auf eine handelsübliche Blastmine gefahren war. Der Fahrer erlitt eine Querschnittslähmung, der Ladeschütze brach sich beide Beine, der Richtschütze die Fußgelenke, der Kommandant erlitt ebenfalls eine (kleinere) Wirbelsäulenverletzung. Und all das, obwohl der Wannenboden der Explosion gut standgehalten hatte!
(Die Leo-1-Wanne steht nach wie vor in Oksbøl aufgebockt neben den Fahrzeughallen, zusammen mit mehreren T-72, M113 und PT-76 aus verschiedenen Beschußversuchen (bzw. der M113 hat auch einen Minenschaden erlitten).)
Dieser Zwischenfall machte deutlich, daß die Besatzung zwingend vom Wannenboden entkoppelt werden muß, um Sekundärverletzungen zu vermeiden. Daher die Umrüstung der Marder auf Version A5, daher die Hängematte für den Leo 2-Fahrer, daher die nun gedeckelten Staufächer im Ladeschützen-Fußbereich des Leo 2, usw.
Auch wenn die neuen CV90-Varianten ebenfalls alle diese Merkmale aufweisen, ist das Schutzniveau des Puma unvergleichlich höher; nicht zuletzt dank des Verzichts auf einen bemannten Turm (was freilich andere Probleme mit sich bringt). Zudem konnte das Fahrgestell des Puma von vornherein auf ein Gewichtswachstum von ca. 10 Tonnen ausgelegt werden, während der CV90 bereits am oberen Ende seines Aufwuchspotentials angekommen ist.
Der CV90 ist gut, aber die Technik von heute erlaubt mittlerweile bessere Lösungen.