Hallo Leute...
ich melde mich mal wieder mit einem kleinen Reservistenreport an Euch. Diesmal kein Bericht über die Heeresfliegertruppe. Nein, ich hatte das Glück, die gesamte Vorausbildung Unterstützungspersonal ISAF als Resi mitmachen zu dürfen.
Diese gliedert sich neben der Standortausbildung der einzelnen Truppenteile in zwei Phasen.
1. Grundlagenausbildung:
Die durfte ich beim FschJgBtl 313 in Seedorf erleben. Im übrigen waren dies die Kameraden die am schwarzen Karfreitag die schrecklichen Verluste hinnehmen mussten.
2. Handlungstrainings am VNAusbZtr in Wildflecken.
Auf die einzelnen Inhalte der Ausbildung möchte ich nicht detailliert eingehen, da dies nicht im Sinne des Dienstherren sein kann.
Anmerken möchte ich aber, dass ich in meiner aktiven Dienstzeit nie eine derart realitätsnahe und packende Ausbildung erlebt habe. Die Ausbilder waren alle samt sehr kompetent, bewiesen unglaubliches didaktisches und methodisches Geschick und die Lagebilder die gestellt wurden und bewältigt werden mussten waren packend, realistisch und sehr lehrreich.
Vorallem die Tatsache, das nahezu alle Stationsleitenden selbst schon mal in der üblen Situation eines IED-Anschlages waren oder mit Ihrer Patrouille im Gefecht standen, ließ die Erfahrungen aus erster Hand einfließen.
Viele von Euch kennen sicher noch die früheren Übungen, bei denen ein Lagebild gestellt wurde und dann eine Leitungslösung vorgegeben wurde. Heute gibt es das nicht mehr. Was ich mitgenommen habe ist folgendes...
"Irgendwas is immer Scheiße" eine Musterlösung gibt es nicht. Der Führer vor Ort muss einen Entschluss fassen und diesen dann umsetzen. Bei einer 360° Bedrohung kann das oft zu weiteren Problemen führen, aber man muss handeln. Geleiteter Feuerkampf, Zielansprache usw. macht alles keinen Sinn. Das einzige was zählt ist Rundumsicherung, immer und überall. Selbstständig denkende und handelnde Soldaten, ein eingespieltes Team und Wachsamkeit sind die einzigen Dinge die einem das Überleben ermöglichen können. Eine Garantie dafür gibt es nicht. Irgendwas is eben immer Scheiße...
Trotz des ernsten Themas und den erschreckenden Szenarien, die ich nur "gespielt" erlebt habe, war ich begeistert von der Ausbildung. Ich konnte selbst einmal als Gruppenführer agieren und kam schnell an meine Grenzen, was Überblick über die Lage und Verbindung zu den einzelnen Soldaten anging.
In manchen Momenten habe ich gar nicht mehr realisiert was real und was Fiktion war. Stress pur!
Ich wünsche allen Kameraden mit denen ich geübt habe eine gute Rückkehr aus AFG.
Möge das Trainierte nie in die Tat umgesetzt werden müssen. Die Erfahrungen lehren uns leider etwas anderes.
Grüße,
Tisse
