Sorry Ssnake aber die behauptung, dass nach dem Holocaust Deutschland die moralische Pflicht hat, gegenüber Israel "nachsichtiger" zu sein ist absoluter Quatsch!!
Das habe ich ja auch nicht gesagt. Aber Nationen sind nun mal Schicksalsgemeinschaften. Niemand von uns hier trifft eine persönliche Schuld, das ist wahr. Als Staat und Gesellschaft aber müssen wir andere Maßstäbe an uns selbst anlegen. Im Namen Deutschlands wurden zwei Weltkriege geführt und der Versuch eines Genozids unternommen. Die Bundesrepublik als Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches hat nicht nur rechtliche und wirtschaftliche Verpflichtungen aus alten Verträgen übernommen, sondern eben auch moralische Altlasten.
Es ist daher die Frage, wie wir als Nation vor uns selbst und der Geschichte mit dem größtmöglichen Zivilisationsbruch umgehen, der im Namen unserer Nation begangen wurde.
"Alles, was es braucht, damit das Böse siegt, sind gute Menschen, die unbeteiligt danebenstehen und ihre Hände in den Hosentaschen vergraben."
Nachdem wir den Holocaust beinahe vollendet haben, sollen wir dann durch Tatenlosigkeit geschehen lassen, daß andere diese Arbeit abschließen? Kann ja wohl nicht Dein Ernst sein.
Das heißt nicht, daß wir Israel nicht kritisieren dürften.
Dennoch bleibe ich dabei, daß uns Israel kulturell näher steht als jede andere Nation und Gruppe im Nahen Osten, womöglich sogar näher als die Türkei. Vielleicht ist Israel keine "lupenreine" Demokratie, aber zweifellos gelten Bürgerrechte und Meinungsfreiheit dort mehr als, sagen wir mal, in Rußland und der Türkei, und denen wird hierzulande ja auch nicht energisch abgesprochen, eine Demokratie zu sein (ein Ex-Kanzler, der heute im Sold der Russen steht, geht ja noch deutlich weiter - nun ja...).
Israel hat deutschen Staatsbürgern kein Leid angetan, im Gegensatz zu zahlreichen Feinden Israels. Warum also sollte ich mehr Sympathie gegenüber denen aufbringen, die Bombenattentate und Flugzeugentführungen gegen unsere Mitbürger verübt haben, und denen es nicht im Traum einfiele, sich dafür zu entschuldigen?
Wenn wir den Israelis zurückgeben, was die deutsche Nation ihnen zuvor gestohlen hat, kann man nicht ernsthaft von erpresserischer Ausbeutung sprechen. Wenn wir in der Vergangenheit Wiedergutmachungszahlungen geleistte haben, haben wir rein gar nichts "wieder gut gemacht" sondern lediglich einen materiellen Ausgleich versucht für die Leiden und Erschwernisse, die die Überlebenden als Folge der Untaten Deutschlands erdulden mußten. Wie viel ist das Leben von dreißig ermordeten Familienmitgliedern wert?
Wer kann ermessen, was es bedeutet, einziger Überlebender einer Großfamilie zu sein? Wer kann ermessen, was das auch für mentale Veränderungen mit sich bringt, die sich zweifellos auch in der israelischen Politik niederschlagen.
Wir entdecken und anerkennen gerade an unseren eigenen Soldaten, endlich!, auch die seelischen Verwundungen, die durch extreme Gefahrensituationen verursacht werden können. PTBS ist mitnichten auf Kampfeinsätze beschränkt - wenn die Internierung in einem Vernichtungslager einen nicht traumatisiert, was denn dann?
Gäbe es den Nahostkonflikt überhaupt, wenn Deutschland nicht Adolf den Verbrannten an die Macht hätte kommen lassen? Ganz gewiß nicht in seiner heutigen Form. Ich habe es zuvor geschrieben und wiederhole es - Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.
Hitler war nicht das Problem. Das Problem war eine Gesellschaft, eine Nation, die jemanden wie Hitler an die Macht kommen und dort schalten und walten ließ, egal wie offenkundig verbrecherisch sein Handeln war. Erst durch den Genozidversuch hat Deutshalnd überhaupt die Voraussetzungen geschaffen, durch die der Nahostkonflikt als Nachbeben des zweiten Weltkriegs seine heutige Dimension erreicht hat.
Es muß mal gut sein, man sollte einen Schlußstrich ziehen?
Sorry, Geschichte funktioniert so nicht. Wir müssen uns unserer Verantwortung stellen, auch wenn niemand von uns persönliche Schuld auf sich geladen hat. Ich stimme ihr selten zu, aber in diesem Punkt hat die Kanzlerin recht: Das Existenzrecht Israels gehört zur Staatsräson Deutschlands.