Damit ich Behauptungen von Einzelnen oder Gruppen ernstnehmen kann, sie könnten und würden komplett spielbare Fahrzeugmodelle entwickeln, wenn wir sie nur ließen, will ich erst mal sehen, daß
- die Fähigkeit, geeignete Modelle zu erstellen, vorhanden ist
- das Talent, gute Modelle zu erstellen, vorhanden ist
- die Einsatzbereitschaft, in einem begrenzten Zeitraum ein fest umrissenes Arbeitspensum zuverlässig abzuarbeiten, gegeben ist
Solange dieser Nachweis nicht geführt wird, ist das alles nur ein Posieren. Typischerweise sind bestenfalls zwei von drei Faktoren erfüllt (meistens nur eines). Ich habe schon so manchen kommen und gehen sehen mit sooo tollen Plänen, und nach einem halben oder ganzen Jahr waren dann nur irgendwelche jämmerlichen Modellruinen zu bewundern. Da werden fünf Modelle angefangen und keins zuende gebracht. Spätestens beim Abwickeln des Modells in die geeigneten Texturen trennt sich die Spreu vom Weizen.
Wer mir erzählt, er könnte ohne eine API und ohne Import-Tool ein komplett neues spielbares Fahrzeug in vergleichbarer Qualität und innerhalb eines Jahres hinstellen, der soll erst mal beweisen, daß er kleine Fingerübungen drauf hat. Wir unterstützen gern, aber nur, wenn es auch einen Sinn hat. Wir haben in vielen Fällen jede Menge Unterstützung geliefert, auch über einen Zeitraum von mehreren Monaten, und am Ende kam gar nichts dabei heraus außer der Erkenntnis, daß wir ohne fremde "Hilfe" mehr weggeschafft hätten.
Ich bestreite nicht den guten Willen und Enthusiasmus, aber die Erfahrung der letzten Jahre hat mich Vorsicht gelehrt. Typischerweise stellt sich schon nach kurzer Zeit Ernüchterung und ggf. die Erkenntnis ein, den Arbeitsaufwand total unterschätzt zu haben.
Profis leisten nicht notwendigerweise bessere Arbeit an sich, aber sie können besser Einschätzen, wieviel Zeit sie brauchen, und sie werden pünktlich und in der geforderten Qualität fertig. Sie wissen genau, wieviel Stunden sie täglich arbeiten, und wieviel Arbeit sie in dieser Zeit erledigen können.
Für viele 3D-Amateure ist das offenbar mehr eine Zen-Übung. Das Basteln am halbfertigen Modell ist wichtiger als der Abschluß der Arbeit. Mit so einer Einstellung können wir als Firma aber nichts anfangen. Da bezahle ich lieber für die Arbeit. Ich würde auch für Arbeiten von Dritten bezahlen, wenn es denn helfen würde. Aber er liegt ja meistens nicht am Geld, nur gelegentlich am Mangel an Talent; es mangelt an Verläßlichkeit. Wenn ich monatelang vertröstet werde und dann nach einem Jahr der Offenbarungseid geleistet wird, ist das viel schlimmer, als wenn nach einem Monat die Rückmeldung kommt, daß es nicht geht (warum auch immer). Da nutzt es gar nichts, daß das Modell "nichts kostet" - es kostet ja doch: Meine Nerven, meine Arbeitszeit. 2007/2008 habe ich mit einem netten Kerl aus England viel, viel, viel zuviel Zeit verbracht, damit er uns ein paar Brücken modelliert. Nach einem Jahr waren zwei (!!!) Modelle einigermaßen fertig, dann war ein halbes Jahr Funkstille, am Ende hat er sich nochmal zu ein paar letzten Korrekturen aufraffen können. So einen Mist will ich nicht nochmal erleben. In der Zwischenzeit hatte ich Raino vom Brückenbau abgezogen weil es hieß, die sind bald fertig. Am Ende muß man feststellen, daß diese blöde Aktion die Einführung neuer Brücken um ein Jahr verzögert hat anstatt sie zu beschleunigen. Das ist nur ein Beispiel unter mehreren.
Also: Ich bin nicht grundsätzlich gegen Unterstützung von Außen eingestellt, aber Skepsis ist angebracht. Wer plausibel darlegen kann, daß alle der drei elementaren Voraussetzungen erfüllt sind, der wird von uns auch die nötige Unterstützung bekommen.